Das soziale Gewissen der Wiedervereinigung

Vortrag von Dr. Gisela Notz über Regine Hildebrandt

Regine Hildebrandt wenige Tage vor ihrem Tod 2001 beim SPD-Bundesparteitag in Nürnberg 2001
Holger Noß, CC BY-SA 2.5, via Wikimedia Commons
ein stilisierter Kopf bestehend aus Kreisen in den Farben schwarz-rot-gold, dazu der Text 100 Köpfe der Demokratie

"Der Sinn des Lebens liegt im Miteinander"

Donnerstag, 5. Februar 2025, 19 Uhr,
Eintritt gratis und rollstuhlgerecht


Regine Hildebrandt, * 26.04.1941 in Berlin † 26.11.2001 in Woltendorf, wuchs im geteilten Berlin auf und studierte an der Humboldt-Universität Biologie, allerdings mit einiger Verzögerung, da man ihr zunächst den Studienplatz aufgrund einer fehlenden Freie Deutsche Jugend (FDJ)-Mitgliedschaft verweigert hatte. Ihr politisches Engagement trat vor allem in den Tagen der Friedlichen Revolution von 1989 offen zutage. Hier engagierte sich Hildebrandt in der Bewegung "Demokratie Jetzt" und trat im Oktober 1989 der SPD in der DDR bei.

Als "Mutter Courage des Ostens" wurde Regine Hildebrandt weit über Brandenburg hinaus für ihr offenes, volksnahes, oft auch undiplomatisches Auftreten als Ministerin für Soziales nach der Wende gefeiert. Aus der Bürgerrechtsbewegung der DDR kommend, gestaltete sie die Anfangsjahre der neuen Bundesländer entscheidend mit und setzte sich mit zupackendem Pragmatismus und unverblümter Direktheit für soziale Rechte ein.

Bei der Landtagswahl 1999 verlor die SPD unter Manfred Stolpe über 14 Prozent der Stimmen, blieb aber stärkste Kraft. Stolpe wollte die mögliche Koalition mit der PDS jedoch nicht fortsetzen, sondern ein Bündnis mit Jörg Schönbohm von der CDU eingehen. Der Ex-General der Bundeswehr galt als "harter Hund" und setzte vor allem auf Sparpolitik. Hildebrandt wich abermals nicht von ihren Prinzipien der "sozialen Gerechtigkeit" ab: "Mit den Arschlöchern von der CDU koaliere ich nicht!", verkündete sie ihrem Ministerpräsidenten und stand für die neue Regierung nicht mehr  zur Verfügung. Sie setzte sich im Forum Ostdeutschland aber weiterhin für die Integration und Gleichstellung der neuen Bundesländer ein.

Dr. Gisela Notz (Sozialwissenschaftlerin und Historikerin, Berlin), Foto: Stefan Röhl, Tagung "Gegner*innenaufklärung - Informationen und Analysen zu Anti-Feminismus" in der Heinrich-Böll-Stiftung Berlin
Heinrich-Böll-Stiftung, CC BY-SA 2.0,Wikimedia Commons

Die Referentin: Dr. Gisela Notz

Gisela Notz absolvierte ein Studium der Industriesoziologie, Arbeitspsychologie und Erwachsenenbildung in Berlin. Sie wurde an der TU Berlin promoviert. Von 1979 bis 2007 arbeitete Gisela Notz hauptberuflich als wissenschaftliche Referentin im Historischen Forschungszentrum der Friedrich-Ebert-Stiftung, Forschungsabteilung Sozial- und Zeitgeschichte. Zudem wirkte sie als Lehrbeauftragte an verschiedenen Universitäten, darunter die TU Berlin, Hannover, Marburg, Essen sowie die Fachhochschule Jena. Ihre Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte sind Arbeitsmarkt-, Familien- und Sozialpolitik, Alternative Ökonomie sowie die historische Frauenforschung.

Seit 2003 ist Gisela Notz Herausgeberin eines Frauenkalenders mit Postkartenset zu Wegbereiterinnen einer emanzipatorischen Frauenbewegung. 
Sie schreibt regelmäßig für die Tageszeitungen junge Welt und taz und Beiträge für die Bundeszentrale und für Landeszentralen für politische Bildung.
Sie prägte in Deutschland das Konzept des Familialismus und war von 2004 bis 2010 Bundesvorsitzende von pro familia
Für ihr langjähriges Engagement für Menschenrechte, Gleichberechtigung und sexuelle Selbstbestimmung wurde sie 2022 vom Berliner Abgeordnetenhaus mit der Louise-Schroeder-Medaille geehrt.
Notz lebt und arbeitet in Berlin.

Logo und Schriftzug der Stiftung Bundespräsident Theodor Heuss Haus

Die Zehntscheuer Balingen dankt der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus für die großzügige Förderung dieser Veranstaltung im Rahmen der Sonderausstellung anlässlich des 35-jährigen Jubiläums der deutschen Wiedervereinigung..

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