Stadtrundgang

Die Innenstadt der Stadt Balingen ist voller Geschichte und Geschichten. In diesem Stadtrundgang können Sie sich über die wichtigsten historischen Gebäude, Wahrzeichen und Sehenswürdigkeiten der Stadt informieren.

Balinger Rathaus


Das Balinger Rathaus liegt im Herzen Balingens. Das 1811 errichtete Rathaus steht heute wegen seiner für Balingen außergewöhnlichen klassizistischen Stilmerkmale unter Denkmalschutz. Eine Besonderheit stellt das Glockenspiel auf dem Dach des Rathauses dar, der den Westminsterschlag imitiert.  
Von 2000 bis 2003 erfolgte eine grundlegende Sanierung des Rathauses, worin nun der Oberbürgermeister mit Stabsstellen, der Bürgermeister, das Bürgerbüro, das Standesamt, die Infothek und Tourismusinformation, der große und der kleine Sitzungssaal sowie die Rathaus-Galerie untergebracht sind.

Evangelische Stadtkirche

Evangelische Stadtkirche
Evangelische Stadtkirche


Die zentral am Marktplatz gelegene evangelische Stadtkirche ist das Wahrzeichen der Großen Kreisstadt Balingen. Die Stadtkirche ist eine spätgotische Hallenkirche, deren Bauzeit fast 100 Jahre betrug.Sie entstand von 1443 bis 1541 als Ergänzungs- und Erweiterungsbau der bereits im 14. Jahrhundert nachzuweisenden Nikolauskapelle. Einzigartig ist hierbei der achteckige 62 Meter hohe Kirchturm, der zum bedeutsamsten Bauwerk in Baden-Württemberg gehört. Die an ihm angebrachte Sonnenuhr (1760) stammt von dem berühmten württembergischen Mechanikerpfarrer Philipp Matthäus Hahn. Im Innern der Kirche finden sich Werke des Balinger Renaissancekünstlers Simon Schweizer sowie eine Barockorgel (1767).

Der Marktbrunnen

Der Marktbrunnen
Der Marktbrunnen


Seit 1996 ziert der Marktbrunnen den Balinger Marktplatz. Auf dem Marktbrunnen auch Ritterbrunnen genannt, befindet sich eine Ritterfigur aus dem Jahr 1550, die im Volksmund "Herzog Ulrich" und von den Balingern als „Ulrich“ genannt wird. Die Ritterfigur trägt im Schild das ab 1495 geführte herzoglich-württembergische Wappen.

Friedrichstraße

Ansicht Friedrichstraße
Ansicht Friedrichstraße


Als zentrale Hauptachse der nach dem Stadtbrand von 1809 mit klassizistischem Grundriss wieder aufgebauten Stadt entstand die Friedrichstraße. Sie wurde nach König Friedrich I. von Württemberg benannt. 1996-1998 erfolgte der teilweise Ausbau zur Fußgängerzone. Als gestalterisches Element wurde der „Stadtbach“ angelegt, dessen historisches Vorbild Jahrhunderte lang die Mitte der Stadt durchflossen hatte.

Zollernschloß, Reiterhaus und Wasserturm


Im südöstlichen Bereich der Stadt ist noch der mittelalterliche Charakter der ehemaligen Festungsstadt erkennbar: Das Zollernschloss, als ehemaliger Sitz der Obervögte, das Reiterhaus und der Wasserturm, der als einziger der einst vier Wehrtürme erhalten geblieben ist. An der Stelle des heutigen Zollernschlosses befand sich im 13. Jahrhundert eine kleine Burganlage. Als Balingen mit dem Verkauf der Herrschaft Schalksburg 1403 württembergisch wurde, diente das Stadtschloss als Residenz des jeweiligen württembergischen Obervogts. Nach dem 30-jährigen Krieg wurde das durch die Kriegsereignisse baufällig gewordene Reiterhaus neu aufgebaut und das Schloss notdürftig instandgesetzt. Als die Auflösung der Obervogteien voranschritt, verlor das Schloss und das Reiterhaus an Bedeutung.  

1752 gingen Schloss und Reiterhaus in Balinger Privathand über. 1920 erwarb die Stadt das Zollernschloss mitsamt Reiterhaus. Während das Reiterhaus seit 1921 zur Jugendherberge umfunktioniert wurde, musste das Zollernschloss komplett abgebrochen werden und wurde von 1935 bis 1937 unter teilweiser Verwendung alter Baubestandteile nach altem Vorbild wiederaufgebaut. Heute beherbergt das Gebäude das Museum für Waage und Gewicht.

Der Wasserturm wurde 1483 errichtet. Ein an der Ostseite angebrachtes gotisches Maßwerkfenster zeigt, dass sich in diesem auch eine Kapelle für die Schlossbewohner befand. Von etwa 1825 an bis 1911 befand sich darin das Untersuchungsgefängnis des Balinger Amtsgerichts.

Von links: Wasserturm, Zollernschloss und Reiterhaus
Von links: Wasserturm, Zollernschloss und Reiterhaus.

Eyachwehr

Eyachwehr
Eyachwehr


Die Abzweigung des entlang der östlichen Stadtmauer verlaufenden Mühlkanals machte die Anlegung eines Stauwehrs beim Zollernschloss erforderlich. Nur so konnten die bei der Stadt befindlichen Mahlmühlen, Lohmühlen und Gerberwalken mit Wasser versorgt werden. Ebenso auf den Kanal angewiesen waren die zahlreichen Gerber und Färber zum Betrieb ihrer Werkstatt. 1895 wurde das alte hölzerne Wehr bei einem extremen Hochwasser zerstört. Die danach errichtete Betonkonstruktion wurde in den Jahren 2000 und 2001 saniert. 

Klein-Venedig

Klein Venedig
Klein Venedig


Eine schmale Gasse links der Zehntscheuer führt hinunter zum ehemaligen Gerberviertel am Mühlkanal, das die Balinger liebevoll „Klein-Venedig“ nennen. Balingen war eine ausgesprochene Gerber-Stadt. Noch im 19. Jahrhundert reihte sich unterhalb der östlichen Stadtmauer, entlang des Mühlkanals, eine Gerberwerkstatt an die andere. Der für Balingen einst so wichtige Gewerbezweig fiel dann jedoch der Industrialisierung zum Opfer. Die alten Werkstattgebäude wurden dann ausgebaut und zu Wohnzwecken genutzt. Dennoch stellte erst 1993 die letzte Gerberei des Viertels den Betrieb ein. 1998-2004 wurde das gesamte Viertel grundlegend modern saniert, wobei einige Gebäude abgerissen und durch Neubauten ersetzt wurden. Die ursprüngliche Kleingliedrigkeit des Ensembles blieb jedoch erhalten.

Hochwassermarke

Hochwassermarke
Hochwassermarke


Die Hochwassermarke am Gebäude "Vor dem Gerbertor 28" erinnert an die höchsten Wasserstände von 1819 bis 1895. Eine besondere Katastrophe bahnte sich am 4. und 5 Juni 1895 an, als Wolkenbrücke zu starken Überschwemmungen führten. Bereits am Nachmittag des 4. Juni kam es zu einer ersten Flutwelle, die in Balingen ein Todesopfer forderte. Als die Pegel wieder zu sinken schienen, blieben die Balinger in ihren Häusern. Doch in der Nacht folgte eine zweite noch viel größere Flutwelle, die nun das Flusstal hinab rauschte und ganze Gebäude mit sich riss. Gegen 23 Uhr erreichten die tosenden Wassermassen Balingen. Damit geht die Flut als Jahrhundertkatastrophe in die Balinger Stadtgeschichte ein. Allein in Balingen waren 10 Todesopfer zu beklagen.

Zwinger

Zwinger
Zwinger


Links vom ehemaligen Kameralamt führt eine schmale Gasse, durch welche einst der alte Stadtbach aus der Stadt hinausfloss, in den Zwinger. Typisch für den Zwinger sind die dort entlang des Mühlkanals (heute zugeschüttet) aufgereihten ehemaligen Gerber- und Färberwerkstätten, die von oben her jeweils über einen Steg zu erreichen sind. Als Zwinger bezeichnet man den Raum zwischen der inneren und äußeren Stadtmauer. Reste der inneren Mauer sind hier noch erhalten. Die äußere Mauer wurde wohl im 17. Jh. durch einen flachen Wall ersetzt.

Viehmarktplatz und "Sonne"

Gasthaus Sonne
Gasthaus Sonne


Die „Sonne“, ein mächtiges Fachwerkhaus mit für das 18. Jahrhundert typischem Mansardendach, wurde in den 1980er Jahren komplett saniert und präsentiert sich heute als Restaurant und Kaffeehaus. Das 1792 erbaute Wirtshaus war einst ein Absteigequartier der Fuhrleute, ebenso wie das schräg gegenüber in der Wilhelm-Kraut-Straße befindliche Gasthaus Lang. In den ehemals kühlen Kellergewölben wird schon lange kein Bier mehr gelagert. Statt dessen treffen sich hier die Jugendlichen und natürlich auch die junggebliebenen Erwachsenen.

Häuser in der Friedrichstraße

Lämmle-Haus in der Friedrichstraße
Lämmle-Haus in der Friedrichstraße


Besonders auf Repräsentation geachtet wurde im 19. Jahrhundert bei der Fassadengestaltung der Bürger und Geschäftshäuser in der Friedrichstraße. Während der Stilepoche des Historismus (etwa 1870 -1900) erfuhr manches Gebäude äußerlich eine optische Aufwertung. Das sog. „Lämmle-Haus“ (Nr. 52) ist hierfür ein gutes Beispiel. Viele Anwohner ließen 1810 beim Wiederaufbau der 1809 durch einen Brand zerstörten Stadt auch über den Haustüren sog. Hauszeichen anbringen, die heute nur noch an den Gebäuden Nr. 23, 31, 47, 61 und 66 anzutreffen sind.

Wilhelm-Kraut-Straße

Wilhelm-Kraut-Straße
Wilhelm-Kraut-Straße


Prägend für das Erscheinungsbild des unteren Bereichs dieser Straße sind die Häuser mit Mansardendach (Nr. 8 und 10). Dazu zählte ursprünglich auch das Gasthaus Lang (Nr. 1). Die Gebäude der Oberen Vorstadt gehören zu den ältesten der Stadt, denn sie haben – da außerhalb der Stadtmauer gelegen – den Stadtbrand von 1809 überstanden. Das Haus Nr. 5, erbaut 1832/33, erhielt erst 1899 seine prunkvolle historistische Fassade.

Spital und Amtsgericht

Spital- und Amtsgericht
Spital- und Amtsgericht

Die ursprünglichen Spitalgebäude befanden sich direkt hinter der evangelischen Stadtkirche, die 1809 beim Stadtbrand vollkommen zerstört wurden. In der verlängerten Friedrichstraße (heutige Ebertstraße) entstand dann der Neubau. Diesem wurden 1860 die Uhr des oberen Torturmes und zwei Glocken aufs Dach gesetzt, da die Uhr der Stadtkirche für die Bewohner der Oberen Vorstadt zu weit entfernt war. Das Amtsgericht wurde 1824/25 erbaut und diente gleichzeitig dem Oberamtsrichter als Wohnsitz.

Schwefelbrunnen

Schwefelbrunnen
Schwefelbrunnen


Der einzige heute in Balingen noch in Betrieb befindliche Schwefelbrunnen ist an der Kreuzung Wilhelm-Kraut-Straße/Spitalstraße. In seinem heutigen Aussehen wurde er 1935 installiert. Badestuben mit Schwefelwasser sind bei der Stadt bereits im späten Mittelalter nachweisbar. 1724 wurde am Ufer der Steinach eine ergiebige neue Quelle entdeckt, und dort ein Bad eingerichtet. Regelrechten Kurbetrieb erlebte Balingen dann zu Beginn des 19. Jahrhunderts, mit etwa 100 Gästen pro Saison. Der damalige Balinger Oberamtsarzt Dr. Johann Conrad Bronner, dessen Grabstein an der Südseite der Friedhofkirche steht, hatte sich die Förderung des örtlichen Bäderwesens zur Aufgabe gemacht. Auf drei weitere Schwefelwasservorkommen (bei der Stadtkirche, beim Amtsgericht und beim heute noch vorhandenen Brunnen in der Wilhelm-Kraut-Straße) stieß man 1833 - 1836 bei Trink­wasserbohrungen.
 
Der Heilwert des Schwefelwassers wird bei Krankheiten wie Rheumatismus, Gicht, Ischias, bei Magen-, Darm-, Stoffwechsel-, Hautkrankheiten geschätzt. Die Hausfrauen holten früher das Wasser mit Vorliebe zum Kochen von Hülsenfrüchten und Gemüse, ja, der Weichheit wegen, auch zum Baden von Säuglingen. 

Altes Kameralamt

Altes Kameralamt
Altes Kameralamt


Im rechten hinteren Teil des Gebäudekomplexes verbirgt sich die um 1500 erbaute Ölbergkapelle. Nach der Reformation wurde sie zum Fruchtkasten der Geistlichen Verwaltung (staatliche Behörde für kirchliche Vermögensangelegenheiten) ausgebaut. Das direkt daneben befindliche Wohngebäude des Geistlichen Verwalters brannte 1724 (Stadtbrand) ab, wurde jedoch neu errichtet. Ab 1806 waren beide Gebäude Eigentum des durch die Vereinigung von Kellerei (staatliche Behörde für weltliche Vermögensangelegenheiten) und Geistlicher Verwaltung entstandenen Kameralamtes. 1815 wurden die beiden Gebäude durch den vorderen Querbau miteinander verbunden. 

"Adam und Eva"

Adam und Eva
Adam und Eva


An ein 1513 von Lucas Cranach dem Älteren gemaltes Bild erinnert die im 18. Jahrhundert entstandene Eckskulptur „Adam und Eva“ am Gebäude Ölbergstr. 29.  Ursprünglich zierte die Figur den ältesten Gasthof Balingens, die „Rose“. 1724 erbaut, nach dem vorletzten Stadtbrand, überstand sie als einziger Gasthof innerhalb der Stadtmauer den Stadtbrand von 1809. Leider wurde das Anwesen dann 1970 ein Raub der Flammen. Die Eckskulptur blieb jedoch erhalten. Die Zunftinsignien im Schild des oben befindlichen Ritters zeigen, dass der Erbauer des alten Gebäudes zugleich Bäcker und Biersieder war. 

Friedhofskirche

Friedhofskirche
Friedhofskirche


Unserer lieben Frau“ (Maria) geweiht wurde sie einst, die Kirche des Dorfes Balingen. Von der Stadtgründung im Jahre 1255 an, bis zum Jahr 1516, war und blieb sie dann die Pfarrkirche der Stadt, obwohl sie außerhalb der Mauern lag. Der untere Teil des Glockenturmes stammt aus dem 11. Jahrhundert. Er gehört zu den wenigen romanischen Baudenkmälern des schwäbischen Raumes. Als ein gelungenes Werk der Hochgotik (14. Jh.) sind der Chor und das Kirchenschiff zu betrachten. Derselben Stilepoche zuzuordnen sind die noch vorhandenen Reste von Wandmalereien (Christophorusbild) sowie der wuchtige Taufstein. 

Siechenkapelle

Siechenkapelle
Siechenkapelle


In der Nähe des Krankenhauses, an der Tübinger Straße, befindet sich die im Jahr 1428 erbaute Siechenkapelle. Erstmals schriftlich erwähnt wurde sie im Jahr 1440. Bis ins 18. Jh. befand sich unmittelbar daneben das sog. Siechenhaus (erstmals 1377 erwähnt). In ihm waren Leprakranke untergebracht. Diesen diente die Kapelle zur Andacht. Bis zum Jahr 1740 hielt der Balinger Diakon einmal im Jahr darin eine Predigt.   

Heilig-Geist-Kirche

Heilig-Geist-Kirche
Heilig-Geist-Kirche


Das in neugotischem Baustil errichtete Gotteshaus entstand in den Jahren 1897-1899. Die durch den Eisenbahnanschluss (1874) einsetzende Industrialisierung der Stadt hatte einen sprunghaften Anstieg des katholischen Bevölkerungsanteils zur Folge, was den Bau einer katholischen Kirche notwendig machte. 1964 wurde der nach Norden gerichtete Erweiterungsbau fertiggestellt. Dessen Innenraum erhielt 1998/99 eine moderne künstlerische Ausgestaltung. Dort steht auch eine in Holz geschnitzte Kopie der „Balinger Madonna“. Die um 1500 gefertigte Muttergottesfigur war bis zur Reformation (1534) im Altarschrein der Balinger Stadtkirche aufgestellt. Heute befindet sie sich im Dominikanermuseum Rottweil (Sammlung Dursch).