Marktplatz

Flaniermeile und Herz der Stadt

Wo einst der Verkehr über die Friedrichstraße rollte, flanieren heute Jung und Alt in einer attraktiven Fußgängerzone. Marktplatz und Friedrichstraße bilden seit Ende der 1990er Jahre das belebte Zentrum der Balinger Innenstadt. Vor fünf Jahrzehnten wurden in Balingen die Weichen für eine lebendige und fußgängerfreundliche Innenstadt gestellt. Mithilfe der Städtebauförderung entstanden Stadträume zum Wohlfühlen.

Luftbild des Balinger Marktplatzes

Balingens prägnanter klassizistischer Stadtgrundriss ist eine Folge mehrerer Stadtbrände. Schon 1286 fiel die Stadt einem Brand zum Opfer. Weitere folgten 1546, 1607, 1672 und 1724. Nach dem großen Stadtbrand von 1809, dem nahezu die gesamte Baustruktur zum Opfer fiel, wurde die Kernstadt in orthogonaler Blockstruktur nach den Plänen von Landbaumeister Georg Heinrich Glaser wiederaufgebaut. Die Friedrichstraße blieb nach dem Wiederaufbau weiterhin die zentrale Achse im Stadtgefüge.
Goethe schrieb 1797 auf einer Durchfahrt: „Der Ort selbst wäre nicht übel, er ist fast nur eine lange und breite Straße“. Die Kernstadt Balingens war in der Mitte der 1990er Jahre geprägt durch die Hauptverkehrsachse Friedrichstraße mit täglich ca. 22.000 Fahrzeugen. Der Generalsverkehrsplan von Bender + Stahl Straßen- und Verkehrsplanung aus Ludwigsburg im Jahr 1980 war die Grundlage der städtebaulichen Neuorientierung im Bereich der Kernstadt. Durch die Schaffung des östlichen und westlichen Rings konnte die Innenstadt vom Durchgangsverkehr entlastet und die Voraussetzungen für eine tragfähige städtebauliche Gesamtkonzeption geschaffen werden.
Geplagt von der hohen Verkehrsbelastung und mangelnder stadträumlicher Struktur lobte die Stadt Balingen 1982 einen städtebaulichen Ideenwettbewerb aus. Die Innenstadt sollte als attraktiver Wohn- und Einkaufsstandort entwickelt und zu einem lebendigen und kommunikativen Zentrum werden. Das Gestaltungskonzept der Werkgemeinschaft archiplan aus Stuttgart hat die Grundidee des klassizistischen Stadtgrundrisses mit seiner einfachen Symmetrie aus Haupt- und Nebenachsen wiederaufgenommen. Das ganzheitliche Gestaltungskonzept führt den historischen Entwurfsgedanken in einer klaren Gestaltung und zeitlosen Materialität gekonnt fort. Regelmäßig angeordnete Baumquartiere, gegliederte Längsparkierungsstreifen und breite Gehwege machen den Straßenraum großzügig und übersichtlich.
Der Bereich zwischen Marktplatz und den beiden nächsten Querachsen wurde in den Jahren 1995 bis 1998 zur Fußgängerzone umgebaut. Der Marktbrunnen wurde in die symmetrische Platzgestaltung eingebunden und ein über Spenden finanzierter Wasserlauf geschaffen. Die dreijährige Baumaßnahme verlangte allen Beteiligten viel ab. Umso größer war die Begeisterung, als im Juli 1998 die Fußgängerzone feierlich und unter großem Andrang eingeweiht wurde. Der gewonnene städtische Raum wird seitdem für eine Vielzahl an kulturellen Veranstaltungen, Märkten und Festen genutzt und ist zu einem belebten und frequentierten Ort geworden. Die neue Mitte um die spätgotische Stadtkirche ist seitdem das Herzstück Balingens.